Künstliche Intelligenz in Unternehmen: Warum der Erfolg von KI-Projekten durch die Unternehmenskultur entschieden wird.
- Rene Vormuendl
- 28. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 4 Tagen
KI ist keine einfache Tool-Einführung – sie ist ein Test für die Organisationskultur
„Wenn’s von ChatGPT kommt, wird’s schon stimmen.“
Was als lockerer Satz in einem Meeting fiel, ließ mich nicht mehr los. Denn er beschreibt, wie tief KI bereits in den Alltag von Organisationen eingedrungen ist – und wie still sie unser Denken verändert.
Die Zahlen belegen das:
Deutschland zum Beispiel zählt laut einer aktuellen ZEIT-Analyse zu den weltweit aktivsten ChatGPT-Nutzerländern – gleich hinter den USA und Südkorea. Besonders auffällig: Neben den bekannten Einsatzfeldern wie Texten, Coden oder Brainstorming nutzen viele Menschen KI inzwischen auch für Beziehungsratschläge, Lebensentscheidungen und Sinnfragen.
Was harmlos klingt, ist hochrelevant für Unternehmen. Denn KI wird heute nicht nur als Arbeitsmittel genutzt – sie prägt Entscheidungslogiken, Lernkultur und Verantwortungsverständnis. Und damit stellt sie eine der größten kulturellen Herausforderungen für Organisationen dar.
Von der Spielerei zur Strategie – oder auch nicht?
Ja, KI ist faszinierend. Sie schreibt Texte in Sekunden, analysiert Muster schneller als ganze Teams, entwirft Präsentationen, kodiert Software, und… verwandelt uns in Superhelden.
Wirklich. Die meistgestellten Prompts in Deutschland?
Laut OpenAI:
„Mach ein Bild von mir als Actionfigur.“
Sympathisch. Kreativ. Aber auch sinnbildlich.
Denn zu viele Unternehmen stehen an der Schwelle einer technologischen Revolution – und nutzen sie wie ein neues Spielzeug. KI wird ausprobiert – aber nicht eingebettet.
Oder wie es eine Führungskraft neulich formulierte:
„Wir haben jetzt auch ein paar KI-Tools, aber ehrlich gesagt weiß keiner, was wir damit konkret besser machen.“

Was fehlt? Ein echtes "Warum?" !
Der Unterschied zwischen KI als Spielerei und KI als strategischer Hebel ist kein technischer. Es ist ein kultureller.
Es geht nicht um das ob, sondern um das wozu.
Der bekannte Golden Circle von Simon Sinek bringt es auf den Punkt:
Warum wollen wir KI einsetzen?
Wie soll sie unsere Prozesse verändern?
Was konkret tut sie – und was tut sie bewusst nicht?
Ohne dieses strategische Warum bleibt KI wirkungslos.
Sie wird zur vierten App im Digitalisierungsordner. Und dort verstauben digitale Innovationen schneller, als man „AI Act“ sagen kann.
Wenn KI Denken ersetzt – statt es zu unterstützen
Eine Studie von Lee et al. (2024) hat untersucht, wie Generative KI das kritische Denken von Wissensarbeiter:innen beeinflusst. Das Ergebnis ist ebenso spannend wie beunruhigend:
📉 Weniger kritisches Hinterfragen
📉 Mehr Vertrauen in Plausibilität statt Richtigkeit
📉 Wachsende Abhängigkeit von KI-generierten Vorschlägen
Das eigentliche Risiko ist dabei nicht die Technologie.
Es ist die Unternehmenskultur, in der künstliche Intelligenz eingeführt wird.
Denn:
Wer keine Fehlerkultur lebt, wird mit KI keine besseren Entscheidungen treffen.
Wo Mitarbeitende sich nicht trauen, Vorschläge zu hinterfragen, wird KI nicht entlasten – sondern entmündigen.
Und wo Führung nicht erklärt, sondern ersetzt wird, entsteht keine Verantwortung – sondern Passivität.

Die Technologie ist längst da.
Die Tools sind leistungsfähig. Aber was KI in einer Organisation bewirkt, hängt weniger von ihrer Programmierung ab – als vom Mindset der Menschen, die sie einsetzen.
Und hier beginnt die Führungsaufgabe:
👉 Nicht Tools einführen. Sondern Denkräume schaffen.
👉 Nicht Schulungen abhalten. Sondern Dialoge ermöglichen.
👉 Nicht alles messen wollen. Sondern das Richtige reflektieren.
Denn KI ist nicht nur ein Beschleuniger – sie ist auch ein Spiegel. Sie zeigt uns, wie wir führen, wie wir lernen, wie wir Verantwortung verstehen.
Was Organisationen jetzt brauchen
1. Ein klares Zielbild für den Einsatz von KI
Was soll die KI konkret verbessern? Wo liegt der Nutzen für Teams – nicht nur für das Beantworten von E-Mails?
2. Psychologische Sicherheit
Nur wer sich traut, KI-Ergebnisse zu hinterfragen, wird sie wirklich produktiv nutzen. Das bedeutet: Kritik muss erlaubt sein. Fehler müssen sichtbar sein dürfen.
3. Systemisch denken, nicht nur digitalisieren
Nicht jede „KI-Strategie“ ist ein Fortschritt. Manchmal braucht es zuerst eine Kulturstrategie, die die Einführung überhaupt tragfähig macht.

Fazit: Künstliche Intelligenz in Organisationen ist kein Technikprojekt – sie ist vielmehr ein Projekt der Unternehmenskultur
KI zeigt nicht nur, was technisch möglich ist – sondern vor allem, was kulturell fehlt.
Und genau deshalb ist ihre Einführung unter anderem auch eine Führungsaufgabe. Eine Aufgabe, die nicht delegiert werden kann.
Eine, die nicht mit Prompt-Workshops beginnt – sondern mit Fragen wie:
Was ist unser Anspruch an Verantwortung?
Was wollen wir ermöglichen – nicht nur automatisieren?
Und wie sichern wir, dass Denken nicht ersetzt, sondern inspiriert wird?
Denn: KI wird nicht die Welt verändern. Es werden die Menschen sein, die sie richtig einsetzen. (Marianne Janik)
Neugier geweckt? Ich begleite Organisationen dabei, Künstliche Intelligenz strategisch, menschenzentriert und organisationswirksam zu gestalten, mit starkem Fokus auf die Unternehmenskultur:
organisationale Rahmenbedingungen
orientiert auf den Mehrwert für die Wertschöpfung
ganzheitliche Integration statt schneller Digitalisierung
(Quelle Titelbild: Work illustrations by Storyset)


Interesse, die systemischen Effekte von KI im Unternehmen ganzheitlich zum Erfolg zu führen?
Ing. René Vormündl, MBA